PKB Schönheiten von Gestern

Schönheiten von Gestern

Zwar haben die hier versammelten Abbildungen Postkartenformat, aber sie gingen nur als „stille Post“ von Hand zu Hand, wobei aus naheliegenden Gründen die gebende und nehmende Hand männlich waren. Da standen, saßen oder lagen Sie nun, nackt im plüschigen Salon vor dem Spiegel oder im lauschigen Garten, jede Evastochter mit den modischen Accessoires der Zeit drapiert, und posierten als Augenlust für pickelgesichtige Gymnasiasten und glatzköpfige Mittfünfziger, für bierselige Kegelbrüder, schmissgeschmückte Corpsstudenten und augenglasbewehrte Kommissköpfe. In der heutigen Zeit der gesellschaftsfähig gewordenen Hochglanznackedeis mögen sie manchen als „harmlos“ erscheinen, aber ihren Zweck erfüllten sie damals mit Sicherheit genauso. Diesen zu erklären, bleibt der jeweils eigenen Phantasie vorbehalten, zumal die deutsche Sprache auf dem Gebiet der Sexualität nur amtliches, medizinisches oder unseriöses Vokabular bereithält. Man darf getrost annehmen, dass es sich bei diesen Bildern damals um „hochbrisantes Material“ handelte; denn die Zeit war nach außen hin prüde und hatte noch nicht jene heutige industriemäßige Fortschrittlichkeit errungen, die das Intimleben in jeder Boulevardpostille bis in den hintersten Winkel ausleuchtet. Welch unzweifelhaft größerer Reiz muss es gewesen sein, diese „Karten“ weiterzureichen als prahlerische oder verschmitzte Hinweise auf erträumten oder gehabten Erfolg beim schönen Geschlecht.